Ein Apfeljahr | Ausgabe 3 – Februar 2019

EVA-Apples: Ihr wart heuer auch in Berlin auf der Fruit Logistica, der größten Messe unserer Branche in Europa. Wie ist dein Eindruck als Produzentin?

Karin: Zum Glück war es für mich nicht das erste Mal, dass ich auf der Fruit Logistica war, denn dann wäre meine einzige Antwort vermutlich Überforderung. Es ist immer wieder faszinierend und hoch interessant dort zu sein. Man kann dort so viele Hallen begehen und sieht irrsinnig viele unterschiedliche Aussteller aus den verschiedensten Ländern, angefangen von den ganzen Obst- und Gemüsesorten, die ich zum Teil gar nicht kenne, über die neuestens Trends in der Technik. Die Fruit Logistica ist ein Treffpunkt für alle und alles aus der ganzen Welt.

EVA-Apples: Wie beurteilst du das Angebot der Mitbewerber aus anderen Regionen und Ländern?

Karin: Ich denke, es ist schon sehr gut zu sehen, dass auch die Mitbewerber immer mehr auf ausgezeichnete Qualitäten setzen und der Anspruch auf neue Sorten immer größer wird. Es versucht jeder sich mit seinem Produkt von der Masse abzuheben, um sich am Markt zu etablieren.

EVA-Apples: Was denkst du sind die Vorteile, die wir in der Steiermark haben gegenüber den internationalen Mitbewerbern?

Karin: Das ist eine wirklich sehr gute Frage und ich habe lange darüber nachgedacht. Bei einer guten Gelegenheit konnte ich Rücksprache mit meinen Berufskollegen halten und es stimmt mich eigentlich sehr traurig, dass uns allen keine wirklich großartigen Vorteile eingefallen sind. Ich glaube trotzdem, dass wir mit unseren hochwertigen Produkten, die speziell in der Ausfärbung eine tolle, vielleicht sogar bessere, Qualität haben, einen Pluspunkt erzielen können. Immerhin haben wir das Glück, durch unsere derzeitigen klimatischen Bedienungen wenige Probleme mit Sonnenbrand auf den Äpfeln zu haben. Ein weiterer, vielleicht kleiner, Vorteil könnte sein, dass unsere Betriebe zum Großteil Familienbetriebe sind, die seit Generationen aufgebaut und bewirtschaftet werden. So kann das Know-How und möglicherweise die technische Ausstattung weitergegeben werden. Auch unsere Qualitätsstandards sind durch gewisse Zertifizierungen sehr hoch, dass könnte sich für uns im Exportbereich eventuell auch positiv auswirken.

EVA-Apples: Die letzten Tage waren überaus mild und angenehm warm. Konntet ihr hier vorbereitende Tätigkeiten ausführen?

Karin: Nachdem es draußen wirklich schon recht warm ist und die Böden nicht mehr gefroren sind, konnten wir auf Mäusejagd gehen. Diese kleinen „Biester“ können doch einen ordentlichen Schaden in unseren Anlagen anrichten, indem sie die Wurzeln der Bäume abnagen und umso früher man da das Augenmerk auf die Mäusevorkommen legen kann, umso besser.
Auch war es möglich die Äste, die beim Winterschnitt angefallen sind, mit einem sogenannten Schlegelhäcksler zusammenzuschlagen und somit sind wir mittlerweile gut vorbereitet für den Start in die neue Saison.

EVA-Apples: Habt ihr euch schon entschieden, welche neuen Sorten ihr anpflanzen werdet und wenn ja, welche?

Karin: Wir haben uns für die Clubsorte Tessa (Fengapi) entschieden. Wir hoffen, damit auf das richtige Pferd zu setzen. Weil die Sorte noch recht neu ist und es wenig Erfahrung gibt, wissen wir nicht viel darüber, dadurch müssen wir in der Produktion sicher noch einiges lernen. Der zweite Punkt ist eben, dass diese Sorte am Markt noch nicht eingeführt ist, was ein hohes Risiko mit sich bringt. Wir wünschen uns aber, dass sie in den nächsten Jahren einen hohen Stellenwert einnimmt.

EVA-Apples: Welche Seminare hast du im Februar besucht und inwiefern kannst du das neu erworbene Wissen einsetzen?

Karin: Ich war bei einem Pflanzenschutzfachtag, wo wir aktuelle Informationen über Neuzulassungen der Pflanzenschutzmittel bekommen haben. Des Weiteren ist zum Beispiel über die Schorfproblematik des letzten Jahres gesprochen worden und dazu wurden mögliche Strategien erläutert. Dieser Schorfpilz kann zu einem großen Problem werden, denn wenn er sich in der Anlage ausbreiten kann, ist die ganze Ernte in Gefahr. So gesehen kann ich das Gehörte gut umsetzen. Das heurige Kernobstseminar in der Fachschule Silberberg habe ich auch besucht. Dort konnte ich einiges über neue Schnittmethoden, die ich dann nächstes Jahr umsetzen kann, sowie auch über die Sortenprüfung in Haidegg oder etwas zur Persönlichkeitsbildung unter dem Thema „Selbstbewusstes Ich als Schlüssel zum Erfolg“, erfahren.

EVA-Apples: Welche Tätigkeiten sind im Februar für dich sonst noch angestanden?

Karin: Eine wichtige Arbeit, die jetzt nicht direkt etwas mit der Apfelproduktion zu tun hat, aber für uns notwendig ist, war die Holzarbeit im Wald. Immerhin freuen wir uns ja auch, wenn wir es schön warm haben. Dann sind noch ein paar organisatorische Arbeiten übrig geblieben, zum Beispiel das Bestellen von neuem Bewässerungsmaterial oder zum Teil schon die Bestellung der Pflanzenschutzmittel.

Spring Flowers

Karin: In welchen Monaten habt ihr die meiste Arbeit, bzw. in welchen Monaten im Jahr werden die meisten Äpfel verkauft?

EVA: Auch das ist wieder eine tolle und interessante Frage. Wir haben erst vor kurzem eine Auswertung über die Durchschnittsverkäufe der letzten 8 Jahre gemacht. Grundsätzlich ist es so, dass wir aufgrund der hohen Produktqualitäten und der absolut fortschrittlichen Lagertechnologien fast durchgehend lieferfähig sind. Das heißt für uns aber auch, dass die verkaufsstarken Monate erst im Frühling beginnen und bis in den Sommer andauern. Im Herbst sind vor allem internationale Anbieter, ohne große Lagertechnologien oder schwächere Produktqualitäten aufgrund ihres Preisvorteils tonangebend am Markt. Mit den ersten Sommermonaten setzen die frischen regionalen Sommerfrüchte ein, die den Apfelkonsum etwas bremsen. Durch die gestiegenen Erntemengen im Apfelsektor in Osteuropa und die besseren Lagertechnologien gibt es für uns aber auch hier leichte Verzögerungen nach hinten. Wie bereits im letzten Monat erwähnt haben wir speziell bei Gala ein Produkt, bei dem wir in der Steiermark extrem stark und dadurch sehr lange verkaufsfähig sind. Das wissen viele unserer Kunden überaus zu schätzen. Mit Golden Delicious sind wir, bis auf die Ausnahme der letzten Jahre, sowieso durchgehend lieferfähig.

Darüber hinaus hätte ich persönlich den Eindruck, dass das breitere Obstsortiment mit vielen exotischen Früchten und der fast durchgehenden frischen Verfügbarkeit diverser gängiger Früchte (bspw. Erdbeeren) aus unterschiedlichen Exportländern in und außerhalb von Europa auch einen inzwischen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Absatz von Äpfel hat.