Ein Apfeljahr | August & September 2019

EVA-Apples: Hallo Karin, vielen Dank, dass wir heute wieder bei euch vorbeikommen durften. Gummistiefel und Kappe sind eingepackt, jetzt kann es dann losgehen.

Karin: Hallo, ja schön, dass du Zeit gefunden hast und uns ein paar Stunden hilfst. Das freut uns sehr.

EVA-Apples: Die Ernte ist ja der Höhepunkt des Apfeljahres. Über welchen Zeitraum genau erstreckt sich bei dir die Ernte, wie viele Sorten habt ihr und welche Menge erntet ihr im Schnitt?

Karin: Genauso ist es. Bei uns dauert die Ernte im Schnitt um die acht Wochen. Der Zeitraum ergibt sich ganz einfach durch die unterschiedlichen Sorten, die nacheinander reif werden. Wir starten mit der Sorte Gala, dann kommt die Sorte Golden Delicious, von der wir nicht so viel haben. Es geht dann weiter mit einer unserer Hauptsorten Evelina, darauf folgt die neue Sorte Tessa und zum Schluss noch die Sorte Braeburn. Welche Mengen wir ernten ist nicht so einfach zu sagen, da spielen sehr viele Faktoren zusammen. Es ist sehr vom Wetter des ganzen Jahres abhängig, das für die Fruchtgrößen sehr entscheidend ist. Die Erntemenge pro Tag ist dann auch noch von der Anzahl der Erntehelfer abhängig.

EVA-Apples: Bevor ihr mit der Ernte startet gibt es sogenannte Erntebegehungen. Was passiert bei diesen und inwiefern sind diese hilfreich für euch?

Karin: Die Erntebegehungen sind für uns doch sehr interessant. Immerhin haben wir dadurch einen Anhaltspunkt, wann die Ernte in unserem Gebiet laut Reifeanalysen startet. Wir treffen uns auf einem ausgewählten Betrieb und dort wird man über Reifezeitpunkt, Anlieferkriterien, Erntefenster usw. aufgeklärt.

EVA-Apples: Wir ernten heute bei dir Evelina, die wir ja schon fast das ganze Jahr über begleiten durften. Für das Ernten bekommt ihr ja Vorgaben von den Produktionsberatern und euren Organisationen. Erkläre uns bitte kurz, was genau das Erntefenster ist und worauf ihr dabei achten müsst?

Karin: Sehr richtig, diese Vorgaben betreffen unter anderem die Größe und Farbe und sowie du auch schon richtig angesprochen hast, das Erntefenster. Dies erstreckt sich über einen gewissen Zeitraum, meistens 14 Tage, hier bei Evelina sind es 21 Tage. Das sogenannte Erntefenster geht auf, wenn die ersten Äpfel laut innere Fruchtparameter wie Stärke, Festigkeit und Zucker reif sind. Das Erntefenster schließt sich wieder nach 14 bzw. 21 Tagen. Nur in diesem Zeitraum ist es möglich, gut lagerfähige Ware mit optimaler innerer Qualität zu liefern. So sind auch wir sehr bestrebt und bemüht, den Großteil der Äpfel in diesem Zeitfenster zu ernten.

EVA-Apples: Es gibt unterschiedliche Vorgaben seitens der Konsumenten und des Handels, die „definieren“ was ein gut vermarktbarer Apfel ist. Wie schwer ist es für dich diese Vorgaben gezielt zu erreichen?

Karin: Da wir ja in der Natur produzieren, ist es nicht immer einfach den Anforderungen des Handels gerecht zu werden. Es gibt eben bestimmte Fruchtgrößen und einen gewissen Farbanteil, den man erreichen muss, damit sich der Apfel gut verkauft. Dass die Äpfel makellos sein-sollen, steht sowieso außer Diskussion. Wir müssen einen extremen Aufwand betreiben um diesen Anforderungen einigermaßen gerecht zu werden.

EVA-Apples: Wie stellst du sicher, dass die Erntehelfer die richtigen Äpfel pflücken? Wie viele Erntehelfer arbeiten heute hier überhaupt mit dir?

Karin: Heute sind wir hier mit acht Erntehelfern bei der Arbeit, dazu kommt noch dass auch noch alle familieneigenen Leute mit dabei sind. Es gibt vorab eine Einschulung, wo sie auf die richtige Farbe und Größe der Äpfel geschult werden und etwaige Fragen geklärt werden, danach können sie selbstständig arbeiten. Von Zeit zu Zeit kontrollieren wird dann die gepflückten Äpfel in der Großkiste.

EVA-Apples: Auch deine Familie ist fleißig am Werken. Wie viele Stunden arbeitet ihr pro Tag und wie viele Großkisten schafft ihr im Schnitt pro Tag?

Karin: Unser Arbeitstag ist derzeit natürlich sehr lang. Im Schnitt sind wir momentan zehn bis zwölf Stunden bei der Arbeit. Immerhin sind die befüllten Großkisten auch noch für den Transport zum Packhaus fertigzumachen, die Lieferscheine zu schreiben und, und, und. All das braucht auch seine Zeit. Auch die Anzahl der Großkisten, die wir an einem Tag befüllen können, hängt einerseits durch die unterschiedlichen Größen stark von der Sorte ab, andererseits hängt das auch mit der Anzahl der fleißigen Helfer zusammen. Aber im Schnitt kann man davon ausgehen, dass ein Helfer pro Tag fünf bis sechs Großkisten befüllen kann.

EVA-Apples: Die Ernte ist in mehrere Erntegänge aufgeteilt. Wie oft müsst ihr euren Obstgarten durcharbeiten und was sind die Schwerpunkte bei den jeweiligen Erntegängen? D.h. Was ist das Ziel jedes Erntegangs und was für Vorteile hat es, die Ernte auf mehrere Erntegänge aufzuteilen.

Karin: Wir ernten alle Sorten mindestens zweimal, zum Teil auch dreimal und so wie hier bei der Sorte Evelina sogar viermal. Nur durch mehrere Erntedurchgänge ist es möglich, jedes Mal nur die reifen Äpfel vom Baum zu nehmen und somit die gewünschten und geforderten Größen und Farbqualitäten zu liefern. Wenn wir alle auf einmal ernten würden, hätten wir von grün und unreif bis fettig und dunkelrot alles in der Kiste.

EVA-Apples: Aktueller Trend ist, dass die Äpfel heuer eher kleinfallend sind. Gibt es noch qualitative Veränderungen der Äpfel während der einzelnen Erntegänge? D.h. werden diese noch größer oder bekommen mehr Farbe?

Karin: Das ist ein weiterer Punkt der für mehrere Erntedurchgänge spricht. Die Äpfel, die am Baum bleiben, sind ja eher die kleinen und farbschwachen. Bis zum nächsten Erntedurchgang, was einige Tage dauert, können sie noch etwas nachwachsen und auch eine schönere Farbe bekommen.

EVA-Apples: Für einen Ungeübten ist es bei dieser Geschwindigkeit ja fast unmöglich die Äpfel zu pflücken, die die Farbvorgaben erfüllen. Wie könnt ihr hier sicher stellen, dass wirklich hauptsächlich die Äpfel gepflügt werden, die ihr wollt?

Karin: Die Geschwindigkeit kommt vor allem dir jetzt fast unmöglich vor, wenn du aber eingespielt bist und länger mitarbeitest, siehst du dass es nicht wirklich schnell ist. Es hat jeder Helfer eine bestimmte Zone vom Baum zu pflücken und dadurch entscheidet er für seine Zone welche Äpfel die meiste Farbe haben und nimmt nur diese. Die Grünen bleiben für den nächsten Erntedurchgang am Baum.

EVA-Apples: Ich lasse euch dann mal weiterarbeiten. Es hat Spaß gemacht, kurz mit euch mitarbeiten zu dürfen. Ich wünsche euch weiterhin eine erfolgreiche Ernte. Wir sehen uns dann im November wieder. Hast du heute auch wieder eine Frage an uns?

Karin: Auch für euch hat der Verkauf der neuen Ernte begonnen. Was sind eure Ziele? Gibt es für diese Ernte neue Projekte?

EVA-Apples: Das ist richtig, der Verkauf hat bereits begonnen. Das letzte Jahr war, wie du weißt, für alle ein sehr anstrengendes Jahr und schweres Produktions- und Verkaufsjahr. Es gab eine übergroße Produktionsmenge und der Verkauf war eine permanente Herausforderung bis zum Schluss. Heuer starten wir mit ganz anderen Voraussetzungen in das Verkaufsjahr. Es gibt eine wesentlich geringere Menge als im letzten Jahr, wodurch die Voraussetzungen wieder komplett anders sind. Als Unternehmen EVA haben wir immer mehrere unterschiedliche Ziele, die aber von Jahr zu Jahr sehr ähnlich sind. Erstens ist unsere Aufgabe und Ziel, als Unternehmen das sich im Eigentum der Produzenten befindet, effizient zu arbeiten und kostendeckend zu bilanzieren. Darüber hinaus ist es aber natürlich auch genauso wichtig, erstens die uns zum Verkauf zur Verfügung gestellte Ware überhaupt bzw. möglichst fristgerecht und zweitens bestmöglich und sinnvoll zu Verkaufen. Verkaufsseitig hat die EVA über die letzten 25 Jahre einen Kundenstock an teilweise sehr renommierten nationalen und internationalen Kunden aufgebaut. Auch hier ist es unsere Aufgabe und Ziel, den Kundenstock zumindest zu halten und wenn möglich Lieferanteile bei wichtigen Kunden auszubauen. Auch hier sind wir sehr von der Natur abhängig (Produktionsmenge, Qualitäten, etc.). Neue attraktive Kunden und Märkte sind natürlich auch immer im Fokus. Ich vertrete diesbezüglich die Meinung, dass die neuen Kunden auch zur EVA und unserem Produkt passen müssen (d.H. könnten wir die Erwartungshaltung des möglichen Kunden in Bezug auf Preis, Menge, Qualitäten, etc. überhaupt erfüllen?).