Ein Apfeljahr | Ausgabe 4 – März 2019

Wir treffen Karin Lafer heute beim Pflnazen der neuen Bäume. Die ganze Familie ist im Einsatz und zusätzlich ein paar Helfer…

EVA-Apples: Karin, wir sind heute bei euch und dürfen beim Pflanzen der neuen Fengapi/Tessa Bäume zusehen. Erzähl uns bitte kurz, in welchen Schritten das Bäume pflanzen abläuft?

Karin: Hierfür gibt es natürlich die unterschiedlichsten Systeme und Methoden. Nachdem wir am Betrieb kein eigenes Pflanzgerät besitzen, haben wir uns heuer für die Maschine von meinem Berufskollegen Stefan Haberl entschieden. Er fährt mit seinem Traktor durch und fräst einen Graben auf, in dem die Bäume angeordnet werden. Im nächsten Schritt wird dieser Graben wieder mit Erde befüllt, in dem man die Erde festtritt. Damit die Bäume bei Wind und Wetter nicht umknicken, werden sie noch an einem durchgehenden Drahtgerüst mittles Baumbügel befestigt.

EVA-Apples: Wie ist die Arbeitsteilung zwischen dir und deiner Familie und den Erntehelfern organisiert bzw. aufgeteilt und wie sieht euer Arbeitstag so aus?

Karin: Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich für die Hilfe meiner Eltern sehr dankbar bin, dass macht bei so einem Projekt schon sehr viel aus, wenn man so tatkräftig unterstützt wird. Wir sind uns da meistens relativ rasch einig. Es wird in der Früh vor Arbeitsbeginn ganz kurz besprochen, restliche organisatorische Dinge erledigt und dann starten wir auch schon los. Die Einteilung der Erntehelfer unterliegt zum Großteil meiner Obhut. Sie kommen aus Rumänien, sprechen nur Englisch, fast kein Deutsch, daher bin ich für sie die Ansprechperson und gebe ihnen auch die Arbeitsanweisungen. In dem heutigen Fall haben wir um sieben Uhr in der Früh gestartet, mit dem Wissen, dass es ein langer und anstrengender Tag wird. Wir machen eigentlich nach jeder Reihe, deren Bearbeitung ca. eine Stunde dauert, eine Pause, um uns mit Getränken zu stärken. Natürlich nehmen wir uns auch die Zeit, um ein ausgiebiges Mittagessen einzunehmen. Dafür machen wir selbstverständlich eine längere Pause. Motiviert und gestärkt starten wir in den Nachmittag und hoffen, dass wir bis zum Abend alles schaffen werden.

EVA-Apples: Das Pflanzen von Bäumen ist eine große Investition. Bitte verrate uns, was ein Baum im Schnitt so kostet und wie viele Bäume du für circa einen Hektar benötigst?

Karin: Das kommt natürlich immer auf die Sorte und auf die Qualität vom Pflanzenmaterial, das bestellt wurde, an. Für einen Hektar benötigt man je nach Pflanzabstand zwischen 3000 und 3500 Bäume. Die Kosten für einen Baum liegen zwischen 5,30 € und 8,20 €. Umso höher die Qualitäten der Jungpflanzen ist, umso teurer sind sie natürlich.

EVA-Apples: Hinzu kommen dann natürlich auch noch die Kosten für Personal und Maschinen. Kannst du die Kosten umrechnen pro Baum, d. h. wie viel kostet grob geschätzt der gesetzte Baum?

Karin: Da sind zum einen die Kosten nur für das Pflanzen, dazu zählen die Bäume selbst, die benötigten Geräte (Setzmaschine, Tranktoren), Gerüstmaterialien (Drähte, Baumbügel,…) und die Arbeitsstunden von uns und unseren Helfern. Zum anderen sind die Vorbereitungsarbeiten, wie das Ausbringen und Spannen des Anlagengerüstes, die Markierung der Pflanzenabstände und das Fräsen des Pflanzstreifens und deren Kosten ebenso nicht ganz außer Acht zu lassen. Dadurch, dass also viele Posten zusammenkommen, ist es nicht möglich einen konkreten Betrag pro Baum zu nennen.

Planting Trees

Fengapi

EVA-Apples: Darüber hinaus würde mich interessieren ob du abschätzen kannst, wie viel du in Summe investieren musst, bis die Bäume auf einem Hektar zum ersten Mal einen richtigen Ernteertrag abwerfen? Wie lange dauert es, überhaupt, bis der Baum richtig Früchte trägt und wie lange habt ihr dann die Bäume im Schnitt in eurer Anlage?

Karin: Das ist eine sehr gute, aber schwierig zu beantwortende Frage. Der Pflanzenschutz beginnt natürlich schon im ersten Jahr, alle weiteren kulturtechnischen Pflegemaßnahmen, wie das Öffnen der Hagelnetze, Mulchen, Düngen, Formierungsarbeiten usw. sind auszuführen. Meiner Meinung nach, kann man schon sagen, dass bereits ab dem Pflanzzeitpunkt die vollen Kosten pro Hektar auf einem zukommen. Man kann jedoch nicht ganz genau sagen in welchem preislichen Rahmen sich diese befinden. Es handelt sich dabei aber schon um einen Betrag zwischen 12000 € – 17000 € pro Jahr.
Das kommt immer auf die Jungpflanzen an, um deine zweite Frage zu beantworten. Bei einem qualitativ hochwertigen Baum ist es möglich, im zweiten Standjahr die erste bescheidene Ernte einzufahren. Ab dem 3. bzw. 4. Standjahr sollten die Bäume im Vollertrag sein und je nach Sorte und Qualitäten, die noch zu produzieren sind, stehen sie zwischen 15 und 20 Jahre in der Anlage.

EVA-Apples: Wie und bei wem bestellt ihr die Bäume und wie werden euch diese geliefert?

Karin: Das kommt wieder auf die Sorte an. Es gibt sehr gute Baumschulen bei uns in Österreich. Wenn dort bestellt wird, kann das jeder Betrieb für sich selbst machen und bekommt sie dann gegen einen Aufpreis geliefert oder holt sie vor Ort bei der Baumschule ab. In unserem Fall heuer, sind die Bäume von der Baumschule FENO aus Italien gekommen. Hier wurde für alle Produzenten in der Gruppe, die dieser Sorten pflanzen ein eigener Transport organisiert.

EVA-Apples: Wie wichtig ist es, dass die Bäume umgehend gepflanzt werden bspw. wegen der Wasserzufuhr?

Karin: Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass die Bäume nicht lange herumstehen und dadurch die Wurzeln austrocknen. Deshalb müssen sie sofort in die Erde kommen, diese wird gut festgetreten, um eine Verfestigung des Wurzelballens zu gewährleisten. Wir gießen die Bäume vor dem Pflanzen und sobald sie ausgepflanzt sind mit reichlich Wasser ein.

EVA-Apples: Gibt es auch bei den Jungbäumen Qualitätskriterien, auf die du bei der Übernahme achten musst und welche Auswirkungen können physische Schäden an den Bäumen haben?

Karin: Ja natürlich gibt es die. Es gibt einjährig verzweigte Bäume oder zweijährige Knipbäume, mit unterschiedlicher Anzahl von Trieben. Diese müssen eine bestimmte Länge haben und fallen dann in ein Sortierungsschema (5+ oder 7+). Natürlich kann es physische Schäden geben, deshalb erfolgt bei der Übernahme sehr wohl eine Qualitätskontrolle. Die Kontrolle existiert eher im theoretischen Sinn. Immerhin ist solch eine Auspflanzung ein lang geplantes Projekt. Man bestellt Jungpflanzen und rodet dementsprechend eine Fläche. Nachdem ein Baum ein natürlich gewachsenes Produkt ist, kann es immer wieder Unregelmäßigkeiten an den Pflanzen geben.

EVA-Apples: Wenn die Bäume gepflanzt sind, ist es vermutlich sehr wichtig, dass diese umgehend mit Wasser versorgt werden. Ihr habt hier ein Bewässerungssystem installiert. Was müssen Produzenten machen, die kein Bewässerungssystem haben, bzw. wie habt ihr das früher gemacht?

Karin: Wasser ist eines der wichtigsten Dinge bei den Jungbäumen. Wir haben hier ein Tropfbewässerungssystem installiert, somit ersparen wir uns sehr viel Arbeit. All jene ohne Bewässerung, müssen die Bäume regelmäßig eingießen und wässern. Damit es die Wurzeln immer schön feucht haben und ein Anwachsen der Bäume erfolgt.

EVA-Apples:  Gibt es Schäden oder Krankheiten bei den Bäumen, die in den ersten Jahren besonders stark auftreten können? Geben die Baumschulen dann dafür eine Garantie oder Gewährleistung?

Karin: Ein Baum ist ein natürliches Produkt, das auch in der Natur heranwächst. Aufgrund dieser Gegebenheiten kann es immer wieder zu Schäden z.B. durch Hagelschlag kommen, die den Baum massiv beeinflussen. Natürlich niemand natürliche Witterungsverhältnisse kontrollieren kann, kann darauf auch keine Garantie gegeben werden. Für den Landwirt stellt eine solche Schädigung natürlich ein Problem dar. Aber man ist in einem solchen Fall im Handeln eingeschränkt, da die Auspflanzung, wie bereits erwähnt, ein länger geplantes Projekt ist. Dementsprechend bleibt einem fast nichts übrig, als auch eine verminderte Qualität zu akzeptieren. Das Einzige, was man machen kann, ist mit dem Händler den Preis etwas nachzuverhandeln.

Planting trees harvest hands

EVA-Apples: Karin, vielen Dank dir und deiner Familie für die Zeit. Es war überaus spannend. Ich wünsche, dass sich euere Bäume gut entwickeln und die Sortenwahl eine gute war. Bei dieser Gelegenheit wieder deine Frage an uns.

Karin: Danke. Ich habe in letzter Zeit schon öfter etwas über die neue Marke RedHill gelesen. Was hat es damit auf sich und was versprecht ihr euch davon?

EVA-Apples: Die Firma EVA ist mit den Marken EVA und EVA Prime am internationalen Markt präsent. Es war schon vor zwei Jahren unser Ziel, eine zweite Marke mit starken Regionalbezug in unser Portfolio aufzunehmen. Wir haben bewusst geschaut, wo wir uns im Vergleich zu den internationalen Mitbewerbern differenzieren können. Es gibt viele Regionen in Europa und man muss fairer Weise zugestehen, dass jede Region eine Besonderheit oder einen speziellen Flair hat. Bei uns gibt es mit dem Vulkanland eine einzigartige Region und mit dem „Steirischen Vulkanland“ bereits eine Initiative die sich um die Vermarktung dieser Region kümmert. Wir waren sehr glücklich, dass wir gemeinsam mit ihnen eine Kooperation starten konnten und nun auch mit „Red Hills“ eine tolle Marke mit starken steirischen Regionalbezug in unserem Portfolio haben. Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir nun, diese Marke Schritt für Schritt auf den internationalen Märkten zu platzieren. In der EVA sind wir total begeistert und hoffen, dass auch unsere Kunden auf die interessante Geschichte und das ansprechende Design aufspringen werden.