Ein Apfeljahr | Ausgabe 6 – Juni & Juli 2019

EVA-Apples: Hallo Karin, wie die Zeit vergeht. Wir haben inzwischen Sommer, es hat über 30° und wir befinden uns in deiner EVELINA Plantage. Der Schwerpunkt der Monate Juni und Juli ist das Ausdünnen. Erzähl uns mal, was wird denn hier nun genau gemacht?

Karin: Hallo, freut mich sehr, dass wir hier gemeinsam in unserer Anlage stehen und vor Ort schauen können, wie wir eine der wichtigsten Arbeiten vom ganzen Jahr bewerkstelligen. Wie schon gesagt sind wir beim händischen Ausdünnen. Hier geht es darum, die Äpfel, die zu viel am Baum sind oder jene, die beschädigt, schief etc. sind, vom Baum zu nehmen.

EVA Apples: Was genau bringt diese langwierige Handarbeit? Was ist dein bzw. der Vorteil der Konsumenten?

Karin: Naja, da gibt es zum einen das Qualitätsklassengesetz und zum anderen eben die Anforderungen des Handels. Wir sind sehr bestrebt nur beste Ware zu produzieren, die muss einfach makellos und fehlerfrei sein – sowie eine bestimmte Größe haben. Alles andere ist defacto unverkäuflich. Darum ist es sehr wichtig, den Baum durch eine bestimmte Stückzahl von Äpfeln zu entlasten, damit sie schön wachsen können und auch eine hervorragende innere Qualität im Sinne von bestem Geschmack bekommen.

EVA-Apples: Der Zeitaufwand bei deiner Fläche muss ja enorm sein?

Karin: Das stimmt. Aber es kommt immer auf den Fruchtfall, der durch die eine oder andere vorangegangene Methode gefördert wird, an. Ist dieser nicht so gut, braucht man natürlich um einiges länger. Wir können da bei unserer Fläche schon von einigen hundert, wenn nicht sogar tausend Stunden sprechen.

EVA-Apples: Deine Arbeiter sind wieder fleißig im Einsatz. Du sagst du hast zwei Trupps. Was sind die jeweiligen Aufgaben der Trupps?

Karin: Ja genau, das ist richtig. Wir befinden uns jetzt in der Anlage, in der die Arbeiter mit der selbstfahrenden Bühne unterwegs sind, um den oberen Teil der Baumes zu bearbeiten. Also den Bereich, den man vom Boden aus nicht erreichen kann. Die anderen Arbeiter sind zu Fuß unterwegs und dünnen den unteren, vom Boden aus erreichbaren Teil des Baumes aus.

EVA-Apples: Wie ich sehe ist auch das Thema Innovation und Investition in Technik sehr wichtig. Du hast hier eine selbstfahrende Bühne. Wie funktioniert diese?

Karin: Diese Bühne ist für uns eine große Arbeitserleichterung und vielleicht sogar ein bisschen Luxus. Ich würde sie aber nie mehr hergeben. Das Gerät wird elektrisch angetrieben, man hat keinen Lärm und eine stufenlose Geschwindigkeitseinstellung. Des Weiteren kann sie von alleine lenken, dies geschieht durch Ultraschallsensoren, die vorne angebracht sind. Sie regelt auch automatisch den Hangausgleich, das heißt man kann auch im steilen Gelände gerade auf der Plattform stehen. Der große Vorteil liegt für uns aber darin, dass sie sehr einfach zu bedienen ist und zu jeder Zeit auf den steilen Flächen ohne Gefahr im Vergleich zum Traktor eingesetzt werden kann. Auch den Traktorfahrer können wir uns dadurch ersparen.

EVA-Apples: Es ist unglaublich heiß unter den Hagelnetzen. Was schätzt du, wie viele Grad es hier hat und wie genau sind zu dieser Zeit eure Arbeitszeiten?

Karin: Ui, schwer zu sagen wie viele Grad es hier wirklich hat, definitv ist es aber heißer als außerhalb des Hagelnetz. Unter dem Netz hat man eher eine drückende, stehende Luft. Wir starten schon relativ früh am Morgen, weil es da noch angenehm kühl ist und dann ist es den Arbeitern überlassen, wie lange sie ihre Mittagspause machen bzw. wann sie wieder raus gehen. Also haben wir derzeit sehr flexible Arbeitszeiten.

EVA-Apples: Inwiefern wirkt sich der Einsatz der Hagelnetze auf die Qualität, speziell die Ausfärbung des Apfels aus?

Karin: Die Ausfärbung ist unter dem schwarzen Netz mit Sicherheit um eine Spur schlechter als ohne Hagelnetz. Aber gerade bei so heißen Temperaturen bringt es doch einen Vorteil, weil die Äpfel dadurch von der direkten Sonneneinstrahlung etwas geschützt sind und somit keinen Sonnenbrand bekommen können. Äpfel die Sonnenbrand haben, sind beschädigt und nicht für den Markt geeignet.

EVA-Apples:  Welche weiteren Tätigkeiten stehen jetzt im Sommer noch an?

Karin: Das Mulchen begleitet uns das ganze Jahr über. Eine weitere Tätigkeit ist der Sommerschnitt, wo zu lange Triebe weggeschnitten werden, um etwas mehr Licht in das Bauminnere zu bekommen und somit eine bessere Ausfärbung der Äpfel erreichen. Natürlich sind auch einige Kontrolldurchgänge notwendig, um eventuelle Krankheiten und Schädlinge zu entdecken und durch rasches Reagieren einen Ertragsausfall zu verhindern.

EVA-Apples: Das war ja auch wieder ein Jahr. Zuerst ein milder Winter, dann die frühe Blüte, dann ein regenreicher und kalter März und jetzt im Mai und Juni die extrem hohen Temperaturen. Inwiefern wirkt sich das aktuelle Wetter auf die Entwicklung der Bäume und Früchte aus?

Karin: Wir sprechen dann immer von einem schwierigen Jahr. Aber wahrscheinlich müssen wir uns mit dem Klimawandel einfach daran gewöhnen. Naja bei gewissen Sorten gibt es dann zum Beispiel eine Berostung oder die Äpfel sind automatisch um einiges kleiner, weil es zu kalt war. Die extremen Temperaturen sind für die Bäume nicht leicht durchzustehen, da stellt sich die Assimilation ein und die Äpfel können nicht mehr wachsen. Auch die derzeitige Trockenheit trägt noch dazu bei. Aber schauen wir mal, wie die Ernte dann wirklich ausfällt und es geht zum Großteil meinen Berufskollegen in ganz Europa gleich.

EVA Apples:  Ihr habt einen eigenen Teich, mit dessen Wasser ihr die Bäume bewässern könnt. Hat die Bewässerung mittels Beregnungstechnik weitere Vorteile, speziell wenn es jetzt so heiß ist?

Karin: Ich kann mich glücklich schätzen in der besonderen Lage zu sein, eine Bewässerung zu haben. Gerade in trockenen Zeiten von Vorteil durch die Tropfbewässerung, mit der es sehr einfach gelingt ausreichend Wasser über kleine Gaben zu den Bäumen zu bringen. Wenn es so heiß ist wie jetzt, schalten wir die Überkronenberegnung, die wir im Frühjahr zum Frostberegnen benutzen, ein und schaffen es so innerhalb kürzester Zeit die Temperaturen zu senken und die Verdunstungskälte zu nutzen. Dadurch wird die Assimilation der Bäume nicht beeinträchtigt.

EVA-Apples: Es ist unglaublich, welcher Aufwand betrieben wird, damit wir alle ab Herbst so tolle steirische Äpfel auf den Tisch bekommen. Karin, vielen Dank für deine Zeit. Es ist heiß und ich werde mich auf den Weg machen. Davor aber wie gehabt deine Frage bitte an uns.

Karin: Danke für deinen Besuch bei uns und für dein Interesse an unserer Arbeit. Diesmal würde mich interessieren, ob du Rückmeldungen über unseren Blog bekommst bzw. wie er bei den Leuten ankommt?

EVA Apples: Also eine direkte Rückmeldung in Form von einzelnen Personen bekommen wir nicht. Es ist aber auch nicht unser Ziel, Feedback oder Likes zu generieren. Wir wollen mit diesem Blog Interessierten eine Plattform zur Verfügung stellen, wo man sich selbst und aus erster Hand informieren kann, welchen Aufwand es bedarf, erstklassige Tafeläpfel zu produzieren. Wenn wir aber auf die Zugriffsstatistiken unserer Webseite und Facebookseite schauen, kann man schon erkennen, dass wir sehr viele Zugriffe haben und es somit eine interessierte Zielgruppe gibt. Darüber hinaus wurden und werden unsere Aktivitäten von Fachzeitschriften verfolgt und finden in diesen auch Erwähnung.

Klicke hier, um Ihren eigenen Text einzufügen