Ein Apfeljahr | Ausgabe 2 – Jänner 2019

EVA Apples: Freut mich, dass wir uns wieder treffen. Vorab wünsche ich dir ein gutes neues Jahr. Ich hoffe ihr hattet ein paar schöne Tage und den Jahreswechsel gut verbracht.

Wie sieht es aus, wie weit seid ihr bei eurem Winterschnitt? Habt ihr schon alles gut erledigen können?

Karin: Ja, es sieht mittlerweile schon ganz gut aus, danke der Nachfrage. Dadurch, dass die letzten Wochen recht trocken und schön waren, konnten wir den Wipfelschnitt bereits erledigen. Nun sind wir zu Fuß unterwegs und schneiden noch den unteren Teil des Baumes, das heißt die Gerüstäste etc. fertig. Alles in allem sollte es aber nicht mehr ewig dauern.

EVA Apples: Wie beurteilst du die letzten Jahre und Wochen? Gefühlt werden die Winter in unseren Breitengraden immer milder.
Wenn du die aktuellen Bilder aus der Obersteiermark siehst, was ist aus deiner Sicht als Obstproduzentin das ideale Winterklima? Ist es für die Obstproduktion besser, einen strengen schneereichen Winter zu haben oder ein gemäßigter Winter, wie wir ihn jetzt haben?

Karin: Die Bilder sind wirklich ein Wahnsinn und für mich ist es einfach unvorstellbar wie es den Leuten dort wirklich geht. Für uns als Obstproduzenten ist ein sprichwörtlich tiefer Winter besser.
Die Bäume sind in Winterruhe und das Holz kann besser ausreifen. Bei milden Wintern ist die Gefahr viel, viel größer, dass sie zu früh antreiben. Wenn es dann noch einmal kalt wird, kann es passieren,
dass die Leitungsbahnen geschädigt sind und die Bäume im schlimmsten Fall komplett absterben. Das zweite Szenario könnte sein, dass es zu einem frühen Austrieb kommt, was eine frühe Blüte nach sich zieht und sich dadurch das Risiko für Blütenfrost stark erhöht.

EVA-Apples: Welche Gefahr besteht in Bezug auf Schädlingen, bei den inzwischen sehr gemäßigten Wintertemperaturen?

Karin: Zum einen, dass viele Schädlinge durch den milden Winter hier sehr gut überleben können und im Frühjahr großen Druck und viel Schaden anrichten können.
Zum anderen, dass es für neue Schädlinge, die aus wärmeren Ländern kommen, möglich wird, sich hier einzunisten und zu überleben. Das wird für uns eine neue Herausforderung,
weil wir meistens nicht wissen, wie wir dann damit umgehen müssen.

Oststeiermark Winter 2018
Obersteiermark Winter 2018

EVA-Apples: Ich vermute der Winter ist auch eine Zeit, in der du dich mit anderen Themen wie Buchhaltung, Dokumentationen und Vorbereitung/Abgleich mit den Standards (GlobalGap, uns so)
intensiv beschäftigen musst?

Karin: Ja das stimmt. Die Buchhaltung ist von besonderer Bedeutung für mich. Ich will wissen, ob ich gut gewirtschaftet habe oder nicht. Das funktioniert nur, wenn ich die Zahlen meines Betriebes kenne. Es erleichtert mir Ausgaben zu planen aber es ist auch interessant zu sehen in welche Richtung sich die Produktionskosten bewegen bzw. wie rasch sie im Vergleich zu den vergangenen Jahren steigen. Nachdem wir nach dem GlobalGap Standard zertifiziert werden, gibt es auch hier einige Dokumente vorzubereiten und auszufüllen. Ein großer Brocken ist hier das sogenannte Betriebsheft, in dem alle Aufzeichnungen über Pflanzenschutzmitteleinsätze, Nützlinge/Schädlinge, Pflegearbeiten, Düngung, Ernte etc. einzutragen sind. Da ist es wichtig, ein Produktionsjahr zeitgerecht abzuschließen, auf Richtigkeit zu prüfen und das Neue anzulegen.

EVA-Apples: Ist das auch der Zeitpunkt um Investitionen zu planen? Wie geht ihr diesbezüglich vor? Gibt es eine mehr oder weniger fixe Summe, die ihr pro Jahr investieren müsst, oder
entscheidet ihr das immer punktuell?

Karin: Investitionen planen wir natürlich auch speziell zu Jahresbeginn, aber nicht nur. Einerseits geht es hier um Maschinen und Geräte, wo eventuell Neuanschaffungen fällig sind.
Andererseits müssen Investitionen in Bezug auf Neupflanzungen und Anlagenerstellung mitbedacht werden. Für uns gibt es keine fixe Summe die wir ausgeben wollen, wir entscheiden immer punktuell.
Abhängig vom Erfolg des letzten Jahres bzw. ob ein Gerät getauscht werden muss, weil es alt und kaputt ist oder ob es aufgrund höherer Produktionsanforderungen nötig ist, in ein neues, arbeitserleichternderes Gerät zu investieren.

EVA-Apples: Nach welchen Kriterien wählt ihr bei Neupflanzung die Wahl der Bäume? Das ist ja eine verhältnismäßig langfristige Entscheidung, die gut geplant werden muss.

Karin: Hier ist es so, dass wir eine gewisse Rotation auf dem Betrieb brauchen. Sonst hätten wir mit der Zeit nur noch alte Bäume, wo trotz größeren Abreitsaufwand keine so gute Qualität zu produzieren wäre. Dementsprechend wird eben nach Alter und Qualität entschieden, welche Anlage gerodet wird.
Bei Neupflanzungen hängt es stark von Boden, Lage und Ausrichtung ab. Da gibt es schon viele Unterschiede bei den einzelnen Sorten. Für uns ist auch der Erntezeitpunkt ein entscheidender Aspekt, sowie natürlich die Erlöse der letzten Jahre. Wir versuchen immer innovativ zu sein und haben uns heuer entschieden 1,6 ha mit der neuen Clubsorte Fengapi (Tessa) zu bepflanzen. Durch das Konzept einer Clubsorte, wo es unter anderem eine Mengenregulierung gibt, erhoffen wir uns für längere Zeit einen stabilen, rentableren Preis zu bekommen. Allerdings ist das bei dieser Sorte mit einem erhöhten Risiko verbunden, weil sie am Markt noch nicht eingeführt worden ist und der Konsument sie somit noch gar nicht kennt.

EVA-Apples: Was sind für euch die nächsten Schritte? Welche Arbeiten stehen in den nächsten Wochen an?

Karin: Wir werden uns mit der Wartung von Maschinen und Geräten beschäftigen und sie einfach wieder startklar für die neue Saison machen.
Des weiteren werde ich mir Zeit nehmen, um Seminare und Fortbildungen zu besuchen. Es gibt immer wieder Neuerungen im Bereich Pflanzenschutz, sowie auch bei anderen Produktionsthemen wie Schnitt,
Düngung, Ausdünnen usw. Wenn dann noch Zeit bleibt, nützen wir diese, um die Hagelnetzgerüste zu überprüfen und wieder fit zu machen, sprich wir spannen Drähte nach und erneuern eventuell kaputte
Säulen.

EVA-Apples: Und wie schon im Dezember bitte deine Frage an uns.

Karin: Welche Sorte bzw. welche Sorten werden sich aus eurer Sicht in Zukunft, qualitativ abheben bzw. am Markt etablieren und wie seht ihr den Hype um Clubsorten?

Das ist eine spannende und gute Frage, die ich dir nicht (so einfach) beantworten kann. Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten; be better or be different. Die Sorte, die – in welchen Bezug auch immer – besser ist als alle anderen oder die ein hohes Differenzierungspotential hat, wird sich langfristig durchsetzen. Aus meiner persönlichen Verkaufssicht ist es so, dass wir mit steirischen Gala ein Produkt haben, bei welchem wir – aus meiner Sicht – qualitativ besser sind als viele andere und welches darüber hinaus grundsätzlich weltweit vermarktet werden kann. Der Vorteil der weltweiten Vermarktung ist natürlich einer, der bekannt ist, weshalb auch zukünftig mit international höheren Gala Erntemengen zu rechnen ist und schlussendlich für die Einkäufer der Verkaufspreis ein wesentlicher Faktor ist. Meine Meinung ist auch, dass es bei Golden Delicious aufgrund der letzten Jahre – verständlicher Weise – kontinuierlich Produktionsrückgänge gibt. Trotzdem wird es aber ein Klientel geben, das qualitativ hochwertigen Golden Delicious nachfragen wird.

Beim Hype um die Clubsorten ist meine persönliche Meinung die, dass auch hier das „Highlander-Prinzip“ gilt. Es kann nur einen geben und daneben ist vielleicht noch Platz für ein bis zwei weitere. Die Verkaufsfläche im Handel ist begrenzt und ein Großteil der Konsumenten kann in der Regel vermutlich „gelbe“ von „roten“ Äpfel unterscheiden. Dann gibt es noch etablierte alte regionale Sorten, wie beispielsweise Kronprinz Rudolf bei uns. Und dann gibt es noch Pink Lady, die aktuelle vermutlich eine sehr hohe Bekanntheit haben.

In Österreich wurde vor etlichen Jahren die Entscheidung getroffen, sehr stark auf die Clubsorte EVELINA zu setzen. Die Clubsorte EVELINA unterscheidet sich von anderen Clubsorten dadurch, dass diese lokal produziert und lokal vermarktet wird. D.h. EVELINA in Österreich werden ausschließlich in Österreich produziert und das ist ein schöner Vorteil. Pink Lady hingegen müssen ja entweder aus Italien oder Frankreich, oder Neuseeland oder Chile nach Österreich importiert werden. In den kommenden Monaten werden wir intensiv daran arbeiten, EVELINA die Bedeutung zukommen zu lassen, die dieser Apfel verdient. Der Fokus liegt dabei ganz auf den Stärken von EVELINA. Das ist einerseits die regionale Komponente aber andererseits auch der Fokus auf den Genuss, den der Verzehr eines EVELINA-Apfels mit sich bringt.

EVELINA